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Wenn Männer summen

Adventskonzert – Beifallsstürme für die Chöre aus Fahrenbach und Lörzenbach unter Dirigent Frank Ewald

Die Gesangvereine Frohsinn Lörzenbach und Eintracht Fahrenbach begeisterten bei einem gemeinsamen Konzert in der Fürther katholischen Kirche 700 Zuhörer mit einem abwechslungsreichen Programm von Klassik bis Pop.

Eindrucksvoll: Der gemeinsame Auftritt der Männerchöre Frohsinn Lörzenbach und Eintracht Fahrenbach begeisterte 700 Zuhörer in der katholischen Kirche Fürth. Foto: Karl-Heinz Köppner

Wer wusste schon, wie schön es sein kann, wenn Männer nur summen? In gleich drei Liedern beim Adventskonzert in der katholischen Kirche in Fürth war es zu erleben. Wer da die Augen schloss und nur hörte, glaubte sich unversehens einem gewaltigen Klangkörper aus Streichern gegenüber. Aber der Gesang war nicht minder schön. Es braucht eben „Eintracht“ und „Frohsinn“, um der Fürther Vorweihnachtszeit ihren Höhepunkt zu geben. Die beiden Männerchöre aus Fahrenbach und Lörzenbach unter Leitung von Chordirektor Frank Ewald boten wieder eine Spitzenleistung.
70 Sänger, eine Sopranistin, ein Bariton, Klavier und Orgel, mit Zugabe 24 Lieder, und vor allem ein überragender Dirigent, dazu ein begeistert mitgehendes Publikum – in Kirchen ist der Beifall gewöhnlich andächtig verhalten. Nicht so in Fürth. Über 700 beeindruckte Zuhörer waren am dritten Adventssonntag aus dem Häuschen. Bravo-Rufe, ja sogar rhythmisches Mitklatschen beim berühmten „Glory Hallelujah“ – das Publikum war begeistert.Von Franz Schubert über Georg Friedrich Händel bis zu Leonard Cohen und Andrew Lloyd-Webber – die professionell dargebotene Mischung aus Klassik und Moderne war es, die diesem Konzert eine besondere Note verlieh. Beim wunderschönen Wiegenlied von Johanns Brahms als Zugabe mit der überragenden, 26 Jahre jungen Sopranistin Sabrina Vieweg aus Fürth, Otto Lamadé am Klavier und mit beiden Chören wurde deutlich, welche Meisterleistung da von überwiegend Amateuren erbracht wurde. Dies alles kann natürlich nur gelingen, wenn die Kräfte gebündelt und zusammengeführt werden.
Chordirektor Frank Ewald aus Altneudorf im Odenwald scheint das mühelos zu gelingen. Doch hinter einer solchen Klangwucht aus Männerkehlen, in unglaublicher Ausgewogenheit zwischen den Tenören und Bässen, bei atemberaubender Präzision und schöner Harmonie, steckt viel Arbeit und Können. Ewald „coacht“ die Fahrenbacher bereits seit 17 Jahren und die Lörzenbacher nun auch schon seit 15 Jahren. Nicht nur seine Dirigiertechnik macht unmissverständlich klar, dass alle auf ihn hören und auf ihn schauen. Dazwischen vollbringt der Chordirektor zum Einstimmen eine wahre sportliche Höchstleistung. Mal eilt er von rechts ans Klavier, dann schreitet er scheinbar im Galopp die einzelnen Stimmen ab, singt mit.Wenn dann der kleine Finger der rechten Hand abgespreizt wird, dabei die linke Hand zupackend das Tempo vorgibt, dann vollzieht sich, was so nur selten zu erleben ist: Chorgesang in höchster Perfektion. Da bleibt nichts anderes, als am Schluss gemeinsam mit dem tollen Publikum dankbar das „O du fröhliche“ anzustimmen.
Begonnen hatte alles mit einem verhaltenen Orgelvorspiel. Doch schon in der „Mondnacht“ von August Pannen wurde deutlich, welch beeindruckenden Bässe da das Kommende anzukündigen schienen. Ihre volle Stärke ließen die beiden Chöre erstmals bei Helmut Löfflers „Riport a me“ hören. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mathias Lannert, hauseigenes Gewächs und Sohn des Fahrenbacher Vorsitzenden, zeigte mit seinem warmen Bariton, wie schön das „Wo warst Du?“ von Winfried Siegler-Legel klingen kann. Sabrina Vieweg betörte mit Schuberts „An die Musik“, professionell am Klavier begleitet von Otto Lamadé.
Franz Schuberts „Im Abendrot“ mit Sabrina Vieweg, das wunderbare „Wenn ich ein Glöcklein wär“ von Franz Xaver Engelhart” mit Mathias Lannert und einem äußerst transparenten Zusammenspiel der hohen und tiefen Lagen, das „Hallelujah“ von Leonhard Cohen, bei dem die Kirche erstmals „tobte“, das „Dank, sei Dir Herr“ von Händel, bei dem die junge Sängerin gegen die geballte Kraft der Männer freilich nicht mehr ankommen konnte, und Händels „Er weidet seine Herde“ – das war ein ausgesprochen anspruchsvolles Programm, das höchste Konzentration und Disziplin erfordert.Mit „You’ll never walk alone“ von Richard Rodgers, dem berühmten „Trommellied“ von Wolfgang Lüderitz, Lloyd-Webbers „I dreamed a dream“ und dem bekannten „Christbaum“ klang das Konzert nach zwei Stunden Höchstleistung der Mitwirkenden aus.
Fehlte nur noch „Stille Nacht, heilige Nacht“. Sie war da, nach dem Südtiroler „Andachtsjodler“ und Hermann Sonnets „Weihnachtsglocken“. Johannes Brahms Wiegenlied versöhnte zum Abschluss die etwas besinnlicheren Gemüter, die sich zuvor beim rhythmischen Mitklatschen unversehens von der Fürther Kirche in das Wiener Neujahrskonzert versetzt fühlten.

Quelle: www.echo-online.de, Artikel vom 13.12.2011 / BERNHARDT M. RIEDLE

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